Die polnisch-israelitische Sängerin Olga Mieleszczuk gehört heute zu den weltbesten Interpretinnen dieser Musik, in der auch das tragische Schicksal der polnischen Juden während des Zweiten Weltkriegs verschlüsselt ist. In ihren Programmen konzentriert sie sich auf das Repertoire aus den Jahren 1912–1940, sie kombiniert tänzerische sowie kontemplative Kompositionen und verbindet sie auf lebendige Weise mit den Lebensgeschichten der größten Stars des jiddischen Tangos der „Alten Welt“. Die musikalischen Arrangements mischen den heutigen, modernen Klang mit der Klangwelt des jiddischen Tangos der Vorkriegszeit, der, von der ursprünglichen argentinischen Form abweichend, unter dem Einfluss der Klezmermusik einen weicheren, lyrischeren Charakter angenommen hatte. Das Programm im Rahmen von Musica non grata umfasst Lieder auf Polnisch, Jiddisch und Hebräisch sowie populäre und vergessene Melodien, denen Olga Mielescszuk neues Leben einhaucht. Denn „die meisten Künstler, die sich um den Erfolg des Jiddisch-Tangos in Polen verdient gemacht haben, sind Opfer des Zweiten Weltkriegs geworden,“ sagt die Künstlerin.
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Highlights des Programms
- Shpil ze mir a jidele in jidisz (Sing mir ein Lied in Jiddisch) – eines der wenigen Lieder, die als Aufnahme erhalten geblieben sind.
- Heyliker Mame von Herman Fenigstein.
- Yosl un Sore-Dvoshe von Fajga Jofe (Fanny Gordon), der einzigen Komponistin dieses Genres, die sich zwischen den beiden Weltkriegen in den Kabaretts und Nachtklubs mit Erfolg durchgesetzt hatte.
- Foxtrott Abduł Bey, auch Abram ja ci zagram (Ich werde für dich spielen, Abraham), genannt.
- Die bekannte Tango-Ballade Bal u starego Joska, ebenfalls von Fajga Jofe, die an einen Lieblingsort für Arm und Reich in Warschau erinnert – die bodenständige Taverne des unter seinem Spitznamen „Fat Josl“ bekannten Jozef Ładowsky.
- Play Fiddler Play (Spiel, Fiedler, spiel) und You Left As a Dream (Du bist wie ein Traum gegangen), populäre Tangos aus dem Repertoire von Adam Aston, bekannt unter dem Namen Ben Levi.
- Mach Tsu Di Eyegelekh (Schließ’ deine Äuglein) – ein Wiegenlied, dessen Text im Jahre 1941 Shaja Shpigele im Ghetto von Łódź nach dem Tod seiner Tochter geschrieben hatte. Der Komponist Dawid Bajgelman wurde in Auschwitz ermordet.
- Ein vergessener Tango von Dawid Bajgelman Grzech (Die Sünde), den die legendäre Sängerin Wiera Gran im Warschauer Ghetto gesungen hatte.
„Es ist eine Sünde, einen so heißen Mund zu haben wie du, es ist eine Sünde, Fantasien und Träume zu säen, es ist eine Sünde, eine solche Kraft in braunen Augen zu haben, dass ich sie immer im Traum sehe, jede Nacht…“
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